Montag, 19. Oktober 2015

Zur Kabbala

Baum der 10 Sepiroth (Emanationen, "Ausflüsse")

Strenggenommen gehört die Kabbala nicht zu den Dingen, die der Jude vom Volk befolgen muss. Andererseits befassen sich Rabbiner ziemlich sehr damit. Deshalb wäre dieser Umriss um das Judentum aus der Sicht eines Goj ohne die Erwähnung der Kabbala unvollständig.

Die Bezeichnung Kabbala geht auf den hebräischen Wortstamm qbl (Überlieferung) zurück.

Die Basis der Kabbala ist die Suche des Menschen nach der Erfahrung einer unmittelbaren Beziehung zu Gott (Mystik).

Nach dem traditionellen Verständnis, stammt Kabbalah von Eden. Es kam aus einer fernen Vergangenheit als Offenbarung zu einigen wenigen Tzadikim (Gerechten). 

Die Anfänge der Kabbala liegen in Südfrankreich, wo Geheimlehren angeblich ältester Tradition aufgezeichnet wurden. Die Autoren nannten sich meqûbballîm (Empfänger). Sie führten ihre Inhalte auf die Weisheit Adams zurück. Diese wären durch Auserwählte weitergegeben worden. 

Der erste kabbalistische Text enthält, ist das Sefer ha-Bahir (Buch des Glanzes).   Lange Zeit war das die Grundlage der späteren Kabbala-Schriften.
Facsimil der ersten Seite des Sefer ha-Bahir

Die Kabbala verbreitete sich gegen Ende 1300 von Nordspanien aus vor allem durch die Werke des Josef ben Abraham Josef Gikatilla (1248–1305und durch die Schriften des Mose ben Samuel de Leon (1250-1305).

Zwischen dem 1050-1250 verbreiteten  die Chassidim (Frommen) die Kabbala im Rheinland

Chassidim
Charedim (aus dem Blog Hamantaschen)


Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand die bedeutendste kabbalistische Schrift überhaupt: der Zohar (Sefer ha Zohar, hebr. ‚Das Buch des Glanzes‘). Als Autor seines Hauptteils gilt der spanische Kabbalist Mosche de Leon (1250-1305). Der Hauptteil des Zohar wurde in Aramäisch verfasst und von Mosche de Leon ab etwa 1275 als angeblich altes Werk des Rabbinen Shim`on bar Jochaj“ aus dem frühen 2. Jahrhundert verbreitet. Unter Kabbalisten gilt der Zohar bis heute als heiliges BuchDer Zohar enthält in verschiedenen, umfangreichen Abhandlungen Auslegungen der Tora, Erzählungen zu mystischen Gestalten des Judentums, insbesondere zu Rabbi Schimon ben Jochai und seinen Schülern, sowie Spekulationen zu Zahlen und Buchstaben als den Fundamenten der Welt.

Nach der Verfolgung und Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 wurde Safed in Galiläa zum Zentrum  der kabbalistischen Lehre. Hier wirkte vor allem Isaak Luria (1534–1572), der wesentliche Beiträge zu der kabbalistischen Auffassung von der Schöpfung der Welt entwickelte. 


Im 15. Jahrhundert eigneten sich auch Christen kabbalistische Lehren an. Giovanni Pico della Mirandola gilt als erster Vertreter der christlichen Kabbala. Anhänger der christlichen Kabbala waren eher an der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Judentum und Christentum interessiert als an der Kabbala selbst. Vertreter einer sogenannten okkulten Philosophie, wie Agrippa von Nettesheim (1486-1535) und Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494), versuchten, ägyptisches, hebräisches und griechisches Wissen miteinander zu verbinden, und dies dann mit dem Christentum zu vereinigen. Die Kabbala wurde anfangs im Europa der Renaissance positiv aufgenommen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wuchs jedoch als Teil der Gegenreformation auch die Reaktion gegen die okkulten Strömungen. Die Kabbala wurde nun deswegen abgewertet und mit Hexerei in Verbindung gebracht.

Die Kabbala des Isaak Luria gewann erheblichen Einfluss. Viele Elemente dieser Lehre wurden auch im osteuropäischen Chassidismus des 17. und 18. Jahrhunderts wirksam. Dennoch verlor die bis zum 19. Jahrhundert an Einfluss und erfuhr Geringschätzung durch die jüdischen Gelehrten dieser Zeit. Die Gegner der Kabbala unterstellten dieser, vermischt, voller christlicher Einflüsse und damit nicht jüdisch zu sein.

1854 veröfentlichte der französische Freimaurer und Okkultist (von Lateinisch occultus, "verborgen", "verdeckt", "geheim") Eliphas Levi (eigentlich Alphonse Constant, 1810-1875) ein Buch betitelt Dogma und Ritual der Hohen Magie. 1865 veröffentlichte er auch Die Mysterien der Kabbala oder Die okkulte Harmonie der zwei Testamente, enthalten in der Prophezeiung von Ezechiel und der Offenbarung des Johannes. Meiner Meinung nach gaben seine Kritiker das Pseudonym Eliphas Levi als einen richtigen Personennamen weiter, und seine persönliche Ansicht über die Kabala als Satanismus.


Eliphas Levi (1810-1875)

               Eliphas  Levis Baphomet als Titelseite von Dogma und Ritual der Hohen Magie aus dem Jahr 1854
                                                      
                                                      

Ausgabe von 2013

Erst ab 1925 im Rahmen seiner Tätigkeit als Dozent für Judaistik an der Hebräischen Universität in Jerusalem entdeckte Gershom Scholem (1897-1982) die Kabbala wieder. 

Gershom Scholem 1925

Ausgabe von 1973

1969 gründete Philip Berg das Kabbalah Centre und fing an,  seine New-Age-Version der Kabbala unter zahlungskräfitge Frauen und Nichjuden zu bringen. Vor allem in der Unterhaltungsindustrie fand Berg seine meisten Kunden; der Bekannteste von denen ist Madonna. Darum wird herabsetzend als „Hollywood-Kabbala“ bezeichnet und vom offiziellen Judentum nicht ernstgenommen. Dies eben ist der Kern dessen, was auf dem Esoterikmarkt als Kabbala angeboten wird.


(Philip Berg, 1927-2013)

Die einzige Ausnahme ist das Buch von Erich Bischoff, Jakob Winter und August Wünsche zur Einführung.


Des weiteren habe ich unter Zum Judentum ein Link zu einer fachkündigen Seite hinzugefügt.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kabbala

https://en.wikipedia.org/wiki/Kabbalah

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