Freitag, 15. Juli 2016

Zum jüdischen Kalender

Der jüdische Kalender (ha-lu'ach ha-iwri) ist ein Mond- und Sonnenkalender. Die Monate sind an den Mondphasen ausgerichtet. Neben einem Normaljahr mit 12 Mondmonaten (ordentlich 354 Tage lang) gibt es Schaltjahre mit 13 Mondmonaten (ordentlich 384 Tage lang) zur Angleichung an das Sonnenjahr. Die kalendarischen Ausnahmeregeln können zu einer Verlängerung oder Verkürzung der ordentlichen Jahreslängen um jeweils einen Tag führen.

Die Systematik des heutigen jüdischen Kalenders beruht im Wesentlichen auf Festlegungen des Patriarchen Hillel II aus dem Jahr 359 unserer Zeit, hat sich aber erst ab dem 11. Jahrhundert durchgesetzt. 

Der Tag

Ein Tag beginnt ab 18.00 Uhr Jerusalem Zeit (16:00 Universal Time). Ein Tag in 24 Stunden aufgeteilt, die jeweils mit 1080 Teilen (Halakim). Jeder Helek beträgt 3,33 Sekunden. Somit wird jede Minute von 18 Halakim zusammengesetzt. 
Die Namen der jüdischen Wochentage sind:

  • Jom Rischon („Erster Tag“, Sonntag)
  • Jom Scheni („Zweiter Tag“, Montag)
  • Jom Schlischi („Dritter Tag“, Dienstag)
  • Jom Revi’i ( „Vierter Tag“, Mittwoch)
  • Jom Chamischi („Fünfter Tag“, Donnerstag)
  • Jom Schischi ( „Sechster Tag“, Freitag)
  • Schabbat („Ruhe“)

Der Monat

Jeder hebräische Monat beginnt heute ungefähr bei Neumond (Moled). Der Patriarch Hillel II (320-385 nach unserer Zeit) legte den bis heute gültigen Kalender fest, damit nicht die Römer durch Verfolgung und Behinderung der Gerichte das jüdische Leben gefährdeten. Anhand dieses Kalenders weiss jeder im Voraus, welcher Monat 29 und welcher 30 Tage hat.
Allerdings orientieren sich die Monate nicht immer ganz exakt an den Mondphasen: Wenn sich durch den so ermittelten Monatsanfang für Rosch Ha-Schanah eine Aneinanderreihung von mehreren Tagen mit Arbeitsverbot  ergeben würde, wird der Jahresbeginn um einen oder zwei Tage hinausgeschoben, um diese Härte zu vermeiden (denn Gott will nach jüdischem Verständnis das Leben der Menschen durch seine Gebote nicht schlechter, sondern besser machen). Es gibt insgesamt fünf Regeln für die Verschiebung des Jahresbeginns, die sich sowohl an den kalendarischen Erfordernissen aus Sonnen- und Mondjahr orientieren als auch die kultischen Bedürfnisse aus der Feiertags- und Schabbatordnung berücksichtigen.

Die Monatsnamen sind chaldäisch und stammen aus dem babylonischen Exil.

Die folgende Übersicht bietet die Monatsnamen mit ihrer ungefähren Position im gregorianischen Kalender. Die Zuordnung zu den Tierkreiszeichen beruht auf jüdischer Tradition und ist idealtypisch. Sie berücksichtigt nicht die Ausnahmeregeln und stimmt daher nicht mit astronomisch exakten Berechnungen überein.


Nr.MonatLänge in TagenBeginn zwischenundTierkreiszeichen
7Tischri30erstem Septemberdrittel Anfang OktoberWaage
8Cheschwan 29 (30 in übermäßigen Jahren) Anfang OktoberAnfang NovemberSkorpion
9Kislew30 (29 in verminderten Jahren)Anfang NovemberAnfang Dezember Schütze
10Tevet29Ende NovemberMitte DezemberSteinbock
11Schwat30letztem DezemberdrittelMitte JanuarWassermann
12Adar29Anfang FebruarAnfang MärzFische
1Nisan30Mitte MärzMitte AprilWidder
2Ijjar29Mitte AprilMitte MaiStier
3Siwan30Mitte Maierstem JunidrittelZwillinge
4Tammus29erstem JunidrittelAnfang JuliKrebs
5Aw30Mitte JuliMitte AugustLöwe
6Elul29Mitte AugustMitte SeptemberJungfrau

Das Jahr

Der jüdische Kalender zählt die Jahre ab dem Zeitpunkt der biblischen Schöpfung der Welt (ab dem Jahr 3761 vor unserer Zeit). Dadurch befindet sich der jüdische Kalender bereits im sechsten Jahrtausend. 
Das jüdische neue Jahr beginnt im Herbst mit dem ersten Tag des siebten Monats. Dieser erste Tag wird Rosch ha-Schana (Haupt des Jahres) genannt. Der kann nur auf einen Montag, Dienstag, Donnerstag oder Sonnabend fallen.  

Mondjahr: Die Länge eines Mondzyklus dauert genau 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 3 1/3 Sekunden (nach der jüdischen Zeitzählung 29 Tage, 12 Scha'a -etwa 1/12 der Spanne zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang- und 793 Halakim). Mit dieser Monatsdauer zwischen 29 und 30 Tagen hat ein Mondjahr 354 Tage, wenn die Monate abwechselnd 30 und 29 Tage dauern. Ein solches Jahr wird „reguläres Jahr“ genannt. Es ist jedoch gegenüber dem Mondjahr um acht Stunden, 48 Minuten und 40 Sekunden (8 Sha'a und 870 Halakim) zu kurz. Daher wird ungefähr alle drei Jahre dem Monat Cheschwan ein Tag hinzugefügt, das betreffende Jahr hat dann 355 Tage und wird „übermässig“ genannt. Ferner wird in anderen Jahren dem Monat Kislew ein Tag abgezogen, so dass er nur 29 Tage zählt. Ein solches Jahr wird „vermindert“ genannt. Durch diese Maßnahmen, die durch Listen von Sonnen- und Mondfinsternissen ermittelt wurden, ergeben sich im Durchschnitt lediglich Abweichungen von 0,42 Sekunden gegenüber der tatsächlichen Monatsdauer.

Sonnenjahr: Das Sonnenjahr mit einer Dauer von zurzeit durchschnittlich 365,2422 Tagen stimmt nicht mit dem Mondjahr überein, das durchschnittlich 354,3671 Tage dauert. Darum muss der Ausgleich durch eine Schaltregelung geschaffen werden. Durch die sogenannte Meton-Periode (nach dem griechischen Astronomen Meton im 5. Jahrnundert vor unserer Zeit) sind 19 Sonnenjahre fast genau 235 Mondmonate. Daher werden im jüdischen Kalender innerhalb von 19 Jahren die Jahre 3, 6, 8, 11, 14, 17 und 19 zu Schaltjahren mit jeweils 1 zusätzlichen Monat von 30 Tagen. Dieser Schalt-Monat wird vor dem Monat Adar eingefügt. Der eigentliche Adar wird dann „We-Adar“ („Und-Adar“), „Adar-scheni“ („zweiter Adar“) oder einfach „Adar II“ genannt. So entstehen zwölf Gemeinjahre mit je zwölf Monaten (144 Monate) und sieben Schaltjahre mit je 13 Monaten (91 Monate), die alle nach der Schaltregel des Mondjahres wiederum „regulär“, „übermäßig“ oder „vermindert“ sein können. Dadurch wird der Kalender so angepasst, dass er sich zum Lauf der Sonne und den Jahreszeiten nur geringfügig ändert. Das Kalenderjahr hat eine durchschnittliche Länge von 365,2468 Tagen (365 Tage, 5 Stunden, 55 Minuten und 25 Sekunden). 


Anwendung

Der Jüdische Kalender findet in Israel ganz normale Anwendung. Nicht nur die religiösen jüdischen Festtage, sondern auch die säkularen orientieren sich am jüdischen und nicht am westlichen Kalender. Da auf internationaler Ebene sowie im Tourismus der westliche Kalender bestimmend ist, nutzen die Israelis beide Kalender parallel im Alltag.

Die Fest-, Feier- und Gedenktage mit festem Termin im jüdischen Kalender sind:
  • Rosch ha-Schana am 1. bis 2. Tischri
  • Jom Kippur am 10. Tischri
  • Sukkot vom 15. bis 21. (22.) Tischri
  • Simchat Thora am 22. bzw. 23. Tischri
  • Chanukka vom 25. Kislew bis 2. Tevet
  • Tu biSchevat am 15. Schevat
  • Purim am 14. (und 15.) Adar
  • Pessach vom 15. bis 22. Nisan
  • Jom haScho’a am 28. Nisan
  • Jom haZikaron am 4. Ijjar
  • Jom haAtzma’ut am 5. Ijjar
  • Lag baOmer am 18. Ijjar
  • Jom Jeruschalajim am 28. Ijjar
  • Schawuot am 6. Siwan

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Kalender

http://www.talmud.de/tlmd/zeiten-halachische-zeiten/

https://en.wikipedia.org/wiki/Jewish_Talmudic_Calendar

https://de.wikipedia.org/wiki/Meton-Zyklus


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