Jom Kippur (Versöhnungstag), ist der höchste jüdische Feiertag. Er wird am 10. Tischri, im ersten Monat des jüdischen Kalenders (im europäischen beziehungsweise nordamerikanischen Herbst), als strenger Ruhetag und Fasttag begangen. Zusammen mit dem zehn Tage davor stattfindenden zweitägigen Neujahrsfest Rosch Haschana bildet er die Hohen Feiertage des Judentums und den Höhepunkt und Abschluss der zehn Tage der Reue und Umkehr. Fast alle Juden halten Jom Kippur ein.
Im Jerusalemer Tempel wurden an diesem Tag besondere Opfer dargebracht. Es war der einzige Tag, an dem der Hohepriester – allein und streng abgeschirmt – das Allerheiligste im Tempel betreten durfte, um stellvertretend für das Volk die Vergebung der Sünden zu empfangen. Dort besprengte er die Bundeslade mit dem Blut von zwei Opfertieren. Ebenso wurde über zwei Böcken das Los geworfen. Einer mit dem Los „für Gott“ wurde geopfert zur Reinigung des Tempels. Über dem per Los ermittelten Ziegenbock „für Asasel“ wurden alle Sünden des Volkes Israel vom Hohepriester öffentlich bekannt. Anschließend wurde das Tier 'für Asasel' getötet, indem es über den Rand der Bergklippen in der Judäischen Wüste geschickt wurde.
Auch nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jüdischen Krieg im Jahr 70 nach unserer Zeit wurde der Versöhnungstag beibehalten.
Nach der jüdischen Lehre ist der Tag nutzlos, solange er nicht von Reue begleitet ist. Das reuevolle Eingeständnis von Sünden war eine Bedingung zur Sühne. Daher stammt der Brauch, am Vorabend des Fasttages alle Streitigkeiten beizulegen. Am Versöhnungstag erhalten auch die Seelen der Toten Vergebung. Im Gebet Jiskor wird in der Synagoge der Verstorbenen gedacht.
Für Frauen ab 12 und Männer ab 13 Jahren ist er ein Fasttag, an dem von kurz vor Sonnenuntergang des Vortags bis zum nächsten Sonnenuntergang wird weder flüssige noch feste Nahrung eingenommen. Jom Kippur ist der einzige Fasttag, der auch an einem Schabbat begangen wird – die anderen Fasttage werden verschoben, sollten sie auf einen Schabbat fallen.
Über die an Schabbaten und allen Feiertagen nicht erlaubten Tätigkeiten hinaus kommt an Jom Kippur das Verbot der sexuellen Betätigung hinzu.
Streng religiöse Juden tragen an Jom Kippur keine Lederschuhe und kleiden sich in weiss.
Das Abendgebet beginnt mit dem Gebet Kol Nidre (Sündenbekenntnis). In der jüdischen Tradition wird dies stets in der kollektiven Wir-Form abgelegt, und um Vergebung (Selichot) gebeten.
Der endgültige Abschluss von Jom Kippur wird mit dem Schofar bekanntgegeben.
In Israel sind an diesem Tag alle Restaurants und Cafés geschlossen (ausgenommen arabische). Das gesamte öffentliche Leben steht still. Alle Grenzübergänge (auch der Flughafen) sind geschlossen. Obwohl es kein behördliches Fahrverbot gibt, sind die Strassen fast vollständig autofrei; nur Krankenwagen, Feuerwehr und Polizei verkehren. Dafür sind viele Radfahrer und Inline-Skater unterwegs. Es gilt als unhöflich, an diesem Tag in der Öffentlichkeit zu essen oder Musik zu hören. Es gibt weder Radio- noch Fernsehprogramme.
Israel war an diesem Tag quasi gelähmt und extrem verwundbar; das nutzten Syrien und Ägypten im Oktober 1973 aus und begannen den Jom-Kippur-Krieg. Aufgrund dieser Erfahrung wird die militärische Einsatzfähigkeit am Jom Kippur voll aufrechterhalten; es gibt „stilles“ Radio und Fernsehen, die kein Programm ausstrahlen, sondern nur im Notfall Mitteilungen senden.
Jom Kippur-Termine
Jahr nach jüdischem Kalender | Datum nach westlichem Kalender |
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5773 | 26. September 2012 |
5774 | 14. September 2013 |
5775 | 4. Oktober 2014 |
5776 | 23. September 2015 |
5777 | 12. Oktober 2016 |
5778 | 30. September 2017 |
5779 | 19. September 2018 |
5780 | 9. Oktober 2019 |
5781 | 28. September 2020 |
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur